Ein Hauch vergehender Romantik
25 Jahre Internationales Mühlenmuseum in Gifhorn
von Philipp Oppermann, Berlin
- Fortsetzung -

Am 8. Mai 1980 erfolgte die Eröffnung des Internationalen Wind- und Wassermühlenmuseums in Gifhorn. Das Ausstellungsgebäude als Kernstück der Anlage entspricht der Bauweise seines Vorgängers in Suhlendorf, wurde jedoch in Gifhorn mit einer Grundfläche von etwa 800 Quadratmetern größer angelegt und bietet Platz für rund 40 Mühlenmodelle. Ergänzt werden die kleinen Schmuckstücke durch Originalteile, die aus alten Mühlen gerettet werden konnten, sowie zahlreiche Abbildungen von Mühlen in Fotos und Zeichnungen. Der „Souvenir-Bereich“, den man üblicherweise in Museen findet, ist hier angenehm maßvoll gehalten und fügt sich kaum wahrnehmbar in den Ausstellungsbereich ein.

In den folgenden Jahren konnten mehrere originalgroße Nachbauten von Mühlen aus aller Welt auf dem inzwischen etwa 16 Hektar umfassenden Museumsgelände errichtet und eingeweiht werden: 1983 die Rossmühle aus Oberbauernschaft (Mühlenkreis Minden-Lübbecke, Nordrhein-Westfalen), 1983/84 ein der Historischen Mühle von Sanssouci zu Potsdam nachempfundener stattlicher Galerieholländer, die griechische Windmühle „Irini“ (1987), die ukrainische Windmühle „Natascha“ (1988), die ungarische Schiffmühle „Julischka“ (1991), die portugiesische Windmühle „Anabela“ (1993), die spanische Windmühle „Moli di Tramuntana“ (2000), die russische Bauernmühle „Maschenka“ (2001), die französische Windmühle „Alphonse Daudet“ (2002), die koreanische Wassermühle „Pyong Chang“ (2003) sowie 2005 eine serbische Stockmühle (Wassermühle).

Ergänzt werden die Mühlen durch weitere Gebäude, die allesamt in traditioneller handwerklicher Bauweise errichtet wurden: ein originaler Fachwerkspeicher aus Wittingen (Landkreis Gifhorn) sowie ebenfalls in Fachwerk als Neubauten Trachtenhaus, Back- und Brothaus, die in ihrer Anordnung zusammen mit der Rossmühle eine eigene Baugruppe mit Dorfplatz bilden und Restaurations- möglichkeiten für die vielen Museumsbesucher vorhalten.

Am Rande des Mühlenmuseums entstand seit 1994 eine russisch-orthodoxe Holzkirche, mit der sich Familie Wrobel einen ganz besonderen Wunsch erfüllte und die als Zeichen der Versöhnung zwischen dem russischen und dem deutschen Volk gedacht ist. Das Vorbild dieses sakralen Holzbaus befindet sich in einem Freilichtmuseum im russischen Suzdal. Nach zweijähriger Bauzeit erfolgte am 30. Juni 1996 die Weihe zur Holzkirche des Heiligen Nikolaus durch Metropolit Kyrill von Smolensk und Kaliningrad.

Eine weitere Besonderheit stellt das seit 1996 entstehende Kunsthandwerks-Institut „Die Brücke“ dar, ebenfalls am Rand des Museumsgeländes gelegen. Es gehört nicht zum eigentlichen Mühlenmuseum, ergänzt das Gelände aber und zieht schon allein seiner Bauweise wegen die Blicke auf sich. Auch hier wird die enge Verbundenheit von Horst Wrobel und seiner Familie nach Osteuropa deutlich. Das Institut steht unter der Schirmherrschaft des früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow und wurde gegründet, um die Aus- und Weiterbildung junger Menschen aus Osteuropa in verschiedenen Gewerken des (kirchlichen) Kunsthandwerks zu fördern und Kontakte zu westeuropäischen Kunsthandwerkern zu knüpfen. Wie bereits die Holzkirche soll auch „Die Brücke“ der Völkerverständigung dienen. Das Projekt ist jedoch in seiner Dimension derart gewaltig (auch in finanzieller Hinsicht), dass bis heute kein Abschluss der Baumaßnahmen erreicht werden konnte. Eine Nutzung steht daher noch aus.

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