Ein Hauch vergehender Romantik
25 Jahre Internationales Mühlenmuseum in Gifhorn
von Philipp Oppermann, Berlin
- Fortsetzung -

Mit einem Festakt, zu dem Familie Wrobel sowie Stadt und Landkreis Gifhorn eingeladen hatten, wurde am 8. Mai 2005 das nunmehr 25-jährige Bestehen des Internationalen Mühlenmuseums in Gifhorn gefeiert. In Anwesenheit zahlreicher geladener Wegbegleiter, Freunde und Unterstützer, Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen, des Mühlenfördervereins Lüneburg und des Mühlenkreises Minden-Lübbecke wurde in unterhaltsamen, aber auch denkwürdigen Ansprachen des Werdegangs dieser weltweit wohl einmaligen Einrichtung und den damit verbundenen Neben-Entwicklungen gedacht. Für die feierliche Zusammenkunft am 60. Jahrestag des Kriegsendes bot das Kunsthandwerks-Institut „Die Brücke“ den würdigen Rahmen.

Prof. Eugen Ernst hielt den Festvortrag

Den Festvortrag mit dem Titel "Wege und Wandel der Freilichtmuseen" hielt Prof. Eugen Ernst, Verfasser des kurz zuvor erschienenen Buches "Mühlen im Wandel der Zeiten" und früherer Leiter des Freilichtmuseums Hessen- park in Neu-Anspach.
Auf recht kurzweilige Weise, teilweise sogar in amüsanten Formulierungen referierte Prof. Ernst über das Wesen von Freilichtmuseen an sich, ihren Wert und Auftrag bei der Überlieferung früherer Lebensweisen und Arbeitswelten. Freilichtmuseen haben, so unterschiedlich sie in ihren jeweiligen Ansätzen auch gestaltet sind, neben dem reinen Bildungsauftrag stets auch einen touristischen Wert. "Freilichtmuseen kann man genießen. Wer dies missversteht, geht das Risiko ein, selber ungenießbar zu werden." So ein Fazit von Prof. Ernst.
Das Internationale Mühlenmuseum unterscheide sich von vielen anderen bekannten Einrichtungen auch dadurch, dass hier nicht die Öffentliche Hand, sondern ein Privatmann mit seiner Familie Träger und "Motor" sei und auch aus diesem Grunde "wirtschaftlich" gedacht und gehandelt werden müsse. Entsprechend muss die Einrichtung konzipiert sein.

Prof. Ernst sprach Familie Wrobel seinen Respekt für deren Leistungen aus und unterstrich die Existenzberechtigung des Gifhorner Mühlenmuseum innerhalb der bundesdeutschen Museumslandschaft mehrfach deutlich.

Während man zeitgleich offiziell im Berliner Reichstagsgebäude den unheilvollen Kriegs-Auswirkungen und dem mittlerweile friedlichen Zusammenwachsen der westlichen und östlichen europäischen Staaten gedachte, wurde in Gifhorn noch einmal deutlich, wie sehr Horst Wrobel und seine Familie mit ihrem internationalen Wirken schon vor dem politischen Umbruch 1989 den Blick nach Osteuropa richtete und eigene Beiträge zur Verständigung und Versöhnung leistete. So erscheint es kaum verwunderlich, dass bereits Personen wie Michael Gorbatschow und seine Frau Raissa Gorbatschowa, Weißrusslands Parlamentspräsident Stanislav Schuschkewitsch, der Bürgermeister von St. Petersburg Anatoli Sobtschak sowie der heutige russische Staatspräsident Wladimir Putin Besucher im Gifhorner Mühlenmuseum waren und dass sich zu den Gorbatschows eine persönliche Freundschaft entwickelt hatte. Anfang März 2001 war Horst Wrobel zum 70. Geburtstag von Michail Gorbatschow in Moskau eingeladen.

Menschen aus vielen Ländern der Welt haben in 25 Jahren das Internationale Mühlenmuseum in Gifhorn besucht. Zahlreiche kirchliche Würdenträger unterschiedlicher Glaubensrichtungen, viele Politiker großer und kleiner Staaten, einzelner Regionen und deutscher Bundesländer, Regierungspräsidenten und Königliche Hoheiten, Botschafter und bekannte Fernsehgesichter, Wirtschaftsvertreter, Delegationen von Museen und Mühlenvereinen rund um den Globus. Es wurde viel gefeiert und musiziert, kulturelle Veranstaltungen und Empfänge aller Art haben das internationale Leben auf ein paar Hektar Heidesand gebracht. Nicht zu vergessen ist dabei aber die große Zahl interessierter Besucher nicht-prominenter Art, die immer wieder gerne nach Gifhorn kommen und den Auf- und Ausbau des Mühlenmuseums begleiten. Sie machen den wesentlichen und wichtigsten Gäste-Anteil aus. Bis heute sind es rund vier Millionen gewesen.

Und nicht zu vergessen die ungeheure Schaffenskraft und das nimmermüde Vorantreiben der weiteren Entwicklung, die Horst Wrobel hier mit seiner Familie leistet. In einer sehr persönlichen Ansprache hat Tochter Rosita Wrobel die Mühen und den Familien-Zusammenhalt auf den Punkt gebracht: Horst Wrobel ist die treibende Kraft, wie ein Flügelkreuz oder Wasserrad sorgt er für die Bewegung. Die Familie (Ehefrau Renate und Tochter Rosita mit zwei Kindern) ist das Getriebe, ohne ein solches das Unternehmen Mühlenmuseum nicht funktionieren würde. Und, wie jeder weiß: „Natürlich darf man nie vergessen, ein Getriebe regelmäßig zu pflegen.“

Rosita Wrobel: .... mein Vater ist ein Visionär.

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