Die Historische Mühle im Park von Sanssouci
von Philipp Oppermann
 

1906

1913

 Von Anfang an bis 1945

Im April 1993 drehten sich, nach nahezu fünfzigjähriger Pause, wieder die Flügel der berühmten Historischen Mühle im Park von Sanssouci. Die äußere Wiederherstellung der gegen Kriegende 1945 zerstörten Windmühle war weitgehend abgeschlossen.
Dieses Jubiläum - 10 Jahre Wiederaufbau der Historischen Mühle - wurde am 29. März 2003 mit einem Festakt gefeiert. - Doch zunächst zur Geschichte:

Die Mühle von Sanssouci gehört wohl zu den berühmtesten Windmühlen überhaupt. Verankert durch Legendenbildung in zahlreichen Lese- und Geschichtsbüchern, abgebildet auf zahllosen Ansichtskarten erlangte sie ihren weltberühmten Bekanntheitsgrad. Die Legende vom Müller von Sanssouci, der im Clinch mit Preußenkönig Friedrich II. seinen Besitz verteidigen konnte, hat ihren wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung. Denn, und das muss auch einmal gesagt werden, die Mühle von Sanssouci ist ansonsten stets eine Mühle wie jede andere gewesen.
Nachdem Friedrich Wilhelm I. 1713 König von Preußen geworden war, entwickelte er aus dem bis dahin relativ unbedeutenden Potsdam eine hochrangige Residenz- und Garnisonsstadt. Der damit verbundene sprunghafte Bevölkerungsanstieg machte eine entsprechende Anpassung der Nahrungsmittelversorgung erforderlich, wozu zu damaliger Zeit auch der Neubau von Mühlen gehörte.
Sieben Windmühlen und mehrere Wassermühlen waren im Potsdamer Stadtgebiet bereits in Betrieb, als der Müller Johann Wilhelm Grävenitz 1736 die Genehmigung zum Bau einer Bockwindmühle auf dem Kahlen Berg des Bornstedter Höhenzuges bekam. Die Genehmigung wurde durch Friedrich Wilhelm I erteilt. Der Standort war geschickt gewählt, er sicherte dem Müller freien Wind aus allen Richtungen. Bereits ein Jahr später nahm die Mühle ihren Betrieb auf.
Nur wenige Jahre später starb Friedrich I., der in die Geschichtsbücher auch als “Soldatenkönig” eingegangen ist. 1740 wurde Friedrich II., später als Friedrich der Große zu Berühmtheit gelangt, König von Preußen. Er ließ zwischen 1745 und 1747 in unmittelbarer Nähe der Bockwindmühle des Müllers Grävenitz als Sommer- residenz sein Schloss “sans souci” errichten. Bereits im Verlaufe der Bauzeit beginnt Grävenitz, gegen den König zu klagen, da ihm das neu erstehende Schloss erhebliche Verluste in der freien Windzufuhr brachte. Dieser Rechtsstreit zwischen Müller und königlicher Obrigkeit sollte später - in abgeänderter Form - als Legende vom Müller von Sanssouci Berühmtheit erlangen.
Tatsächlich gab Grävenitz seine Mühle 1753 auf und verkaufte sie an den Müller Kalatz, der wiederum in Müller Carl Friedrich Vogel aus Bornstedt 1764 einen Nachfolger fand. Grävenitz selbst errichtete mit königlicher Genehmigung eine neue Mühle bei Babelsberg.
Die Mühle am Schloss arbeitete aufgrund der ungünstigen Windverhältnisse schlecht. Müller Vogel klagte gegen den König, der ihm Recht gab und ihm ab 1781 die Pacht erließ. Vogel jedoch verpachtete seinerseits die Mühle einfach weiter an den Müller Hering.
Fünf Jahre später, Carl Friedrich Vogel ist wieder selbst Müller auf der Mühle am Schloss, wurde Friedrich Wilhelm II. neuer König von Preußen. Er ließ kurze Zeit später, im Jahre 1787, die baufällige Bockwindmühle abreißen und auf eigene Kosten durch die aus Holland eingewanderte Familie van der Bosch einen dreistöckigen Galerieholländer errichten - die heutige Historische Mühle von Sanssouci. Zu Beginn des Jahres 1791 konnte Müller Vogel den Betrieb in der stattlichen Holländermühle aufnehmen.
Wenige Jahre später, 1797, wurde Friedrich Wilhelm III. König von Preußen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern interessierte er sich nicht sonderlich für die Mühle in Sichtweite seines Schlosses. Als Müller Vogel 1802 starb, hielt zunächst seine Witwe den Mühlenbetrieb aufrecht. Als sie 1821 dem König die Mühle zum Kauf anbot, lehnte dieser mangels Interesse dankend ab.
1840 wurde Friedrich Wilhelm IV. Nachfolger auf dem Preußenthron.
Ein Jahr später gründete er durch die Königliche Seehandlung die Königliche Dampfmahlmühle. Aus Konkurrenzgründen mussten daraufhin mehrere Windmühlen im Potsdamer Stadtgebiet weichen. Die Seehandlung kaufte auch die Sanssouci-Mühle. Somit gelangte sie letztlich doch in königlichen Besitz. Allein die Tatsache, dass sie auf Vorschlag des königlichen Gartendirektors Peter Joseph Lenné in den Folgejahren Bestandteil der Ausgestaltung des Schlossparkes wurde, wird ihr wohl das “Überleben” gesichert haben. Von einstmals fast 40 Potsdamer Windmühlen ist sie als einzige übrig geblieben.
Ab 1842 war Carl August Meyer Müller in Sanssouci. Nach einer durch Sturmschaden verursachten mehrmonatigen Zwangspause 1845 wurde die Mühlentechnik umgebaut und modernisiert, um anschließend noch einmal in eine besonders produktive Betriebsphase ein zu treten.
Seit 1854 war Müller Pahle Betreiber der Mühle, jedoch gab er bereits vier Jahre später wieder auf, was gleichzeitig das Ende des Mühlenbetriebes am Schloss Sanssouci bedeutete. Als 1861 Wilhelm I. (ab 1871 deutscher Kaiser) König von Preußen wurde, erklärte er die Mühle von Sanssouci zum Denkmal und gab sie als Museum zur Besichtigung frei. 1883 trat noch einmal ein Flügelschaden auf, in Folge dessen das gesamte Flügelkreuz erneuert wurde.
Seit dieser Zeit hatte die Mühle von Sanssouci ausschließlich den ehrenvollen Zweck, dem Schloss als Zierde zu dienen - bis im Zuge der letzten Kampfhandlungen um Potsdam Ende April 1945 nahe der Mühle deutsche auf vorrückende sowjetische Panzer trafen und die Mühle sowie das unmittelbar daneben stehende “Schweizer Haus” am 27. April in Flammen aufgingen.

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Der KleiekotzerEin Magazin des Mühlenförderverein Lüneburg e.V.