Die Historische Mühle im Park vonSanssouci
von Philipp Oppermann
Fortsetzung

 Wiederaufbau und Nutzung.

Über Jahrzehnte stand der ausgebrannte, gemauerte Mühlenstumpf mahnend auf dem Mühlenplateau. Schutzlos der Witterung ausgesetzt, nahm der Verfall seinen Lauf. Kleine Bäume hatten sich bereits im Mauerwerk angesiedelt.
Ab 1983 begannen im Zuge der Planungen zum 1000-jährigen Bestehen Potsdams, das 1993 begangen werden sollte, auch Initiativen zur Wiederherstellung der Historischen Mühle am Schloss Sanssouci. Unter der Ägide der Handwerksammer und mit Unterstützung mehrerer Mühlenfachleute aus der damaligen DDR sollte die Mühle äußerlich wieder erstehen, während die Innenräume ein Handwerksmuseum beherbergen sollten. An eine Rekonstruktion der inneren Mühlentechnik war dabei nicht gedacht.
Die Sanierung des dreistöckigen Mühlenstumpfes begann 1988, aus Mecklenburg hatte man bereits den hölzernen Achtkant einer Holländermühle geholt, der später in Potsdam seine neue Verwendung finden sollte.
Mit der gesellschaftlichen und politischen Wende 1989 kamen die Arbeiten zum Wiederaufbau der Sanssouci-Mühle zum Erliegen. Der Mühlenstumpf stand eingerüstet und mit neu eingezogenen Beton-Zwischenböden da, die Bauarbeiten wurden eingestellt.
Mit Unterstützung der “Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V.” und finanziellen Zuwendungen u.a. des mittlerweile neu gegründeten Landes Brandenburg sowie der Nordrhein-Westfalen-Stiftung (ermöglicht durch die Länderpartnerschaft Brandenburg - Nordrhein-Westfalen) konnten die Wiederaufbauarbeiten jedoch 1992 wieder aufgenommen werden und kamen nun zügig voran. Rechtzeitig zur 1000-Jahr-Feier Potsdams drehten sich im April 1993 wieder die Flügel der neuen Historischen Mühle von Sanssouci.
 

Während die Bauarbeiten am Mühlenstumpf sowie der Neubau der Galerie mit ihren für diese Mühle so charakteristischen 32 Schoren (Schrägstützen der Galerie) durch örtliche Handwerksfirmen erfolgten, ging der Auftrag für den Neubau des hölzernen Mühlen-Achtkantes mit Kappe und Flügeln an die Firma Wilhelm Möller in Rahden-Tonnenheide (Nordrhein-Westfalen). Die Flügelruten sind aus Stahl und wurden in den Niederlanden gefertigt. Die Flucht (Flügeldurchmesser) beträgt bei dieser Mühle 24 Meter. Den technischen Innenausbau mit zwei Steingängen und Sechskantsichter übernahm der Mühlen-Bauhof des Kreises Minden-Lübbecke (NRW). - Nach Abschluss aller Arbeiten übernahm die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V. die Betreuung und den Betrieb der Historischen Mühle als Museum von der Schlösserstiftung, die Eigentümer ist. Seit 1995 betreibt die Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. im Auftrag der DGM die Mühle und bemüht sich seither, die museale und technische Ausstattung den sich verändernden Erfordernissen an zu passen. Als Museumsmühle an einem prädestinierten Standort verzeichnet die Historische Mühle von Sanssouci inzwischen jährlich eine Besucherzahl von etwa 60.000. Eine ehrenamtliche Betreuung der Mühle ist auf Grund der örtlichen Gegebenheiten nicht umsetzbar. So sind die Betreiber gezwungen, Betriebskonzepte zu entwickeln, die für eine gesunde finanzielle Grundlage sorgen. Hier heißt das in erster Linie: Einnahmen durch Eintrittsgelder, Spenden, Führungen, Verkauf von Andenken und Mühlenartikeln. Gleichzeitig ist die Attraktivität der Mühle den heutigen Ansprüchen an einen (technischen) Museums-Betrieb an zu passen.

Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre resultierend, wurde Anfang 2003 in Eigenarbeit mit der Erneuerung und dem Umbau der inneren Mühlentechnik begonnen. Die vorhandenen technischen Einrichtungen hatten sich für einen regelmäßigen Betrieb als nicht dauerhaft geeignet erwiesen. Immer wieder waren Schadensfälle aufgetreten und Nachbesserungen waren notwendig geworden. So entschied man sich seitens der Mühlenvereinigung für eine Neukonzeption, die in ersten Schritten bereits umgesetzt wurde. Anlässlich des zehnjährigen Wiederaufbau-Jubiläums Ende März 2003 war ein Mahlgang mit zugehörigem Askaniasichter betriebsfähig hergestellt, weitere Maschinen zur Getreideverarbeitung werden folgen.
Erstmals seit dem Wiederaufbau ist nun wieder eine sichere und für den Besucher nachvollziehbare, eindrucksvolle Mehlproduktion möglich.

In weiteren Schritten soll die gesamte Museumskonzeption der Mühle professionell überarbeitet und den Erfordernissen entsprechend erneuert werden.

Literatur:
Karl-Heinz Otto: “Die Mühle von Sanssouci”
Edition Märkische Reisebilder, Potsdam 2003
für 3,-- Euro erhältlich in der Mühle

Kontakt und weitere Informationen:
Historische Mühle von Sanssouci
Torsten Rüdinger
Maulbeerallee 5
14469 Potsdam
Telefon: 0331 / 96 94 284
Fax: 0331 / 55 06 853
e-Mail:
sanssoucimuehle@freenet.de

Bildnachweis und Copyright Fotos:
Archiv Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. (3)
Ilse Thiemann (2)
Heinz Thiemann (12)

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Der KleiekotzerEin Magazin des Mühlenförderverein Lüneburg e.V.