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Nach der örtlichen Heimatforschung war die erste Mühle, von der es in Woldegk Kunde gab, eine Wassermühle. Sie wurde aus dem Stadtsee gespeist und soll im 15. Jhdt., vielleicht sogar schon bei der Stadtgründung im 13. Jhdt. erbaut worden sein. Der Stadtsee war allerdings ein sehr unzuverlässiger Energielieferant, so dass die Mühle, nach ihrem Standort “Kiekbuschmühle” genannt, durch den Müller Simon Gerven im Jahre 1587 wegen des unzureichenden Wasserangebotes stillgelegt und dem Verfall preisgegeben wurde. Als Ersatz baute Gerven auf dem Mühlenberg eine Bockwindmühle an jener Stelle, an der heute der flügellose Turmholländer der Familie Ramme steht (s. Lageplan Nr.4). Mit dieser Bockwindmühle beginnt die dokumentierte Geschichte der Woldegker Windmühlen. - In einer rasanten Entwicklung wuchs die Woldegker Mühlenlandschaft in der kurzen Zeit von nur vier Jahrzehnten auf vier Bockwindmühlen an, die im Jahre 1634 als Bestand verzeichnet wurden. Zumindest einige von ihnen haben offenbar auch die schweren Belastungen des Dreißigjährigen Krieges überstanden, nach dessen Ende 1647 in Woldegk nur noch 14 (!) Einwohner lebten. Knapp 100 Jahre später, so die Ortschronik, verfügte die Stadt im Jahre 1745 mit sieben Windmühlen über einen Bestand, der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das wirtschaftliche Profil der Stadt bestimmte. Sechs Bockwindmühlen wurden zwischen 1859 und 1895 abgebrochen und durch die “moderneren” Windmühlen holländischer Bauart mit Drehkappe ersetzt, eine weitere (s. Lageplan Nr.8) wurde 1923 demontiert und in der benachbarten Stadt Strasburg als Paltrockmühle neu errichtet. - Von 1886 bis 1903 war der Jurist Gustav Fölsch Bürgermeister der Stadt Woldegk, die ihm u.a. den Anschluß an das Netz der Friedrich-Wilhelm-Eisenbahn und einen damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung verdankt. Fölsch´s Tochter Margaret, 1888 in Woldegk geboren, bemerkte in ihren Lebenserinnerungen, dass ihre Heimatstadt im auslaufenden 19. Jahrhundert den stolzen Beinamen “Stadt der sieben Mühlen” trug und so die enge Verbindung der Woldegker Mühlen mit der wirtschaftlichen Prosperität des Ortes in dieser Zeit zum Ausdruck brachte. - Einen letzten Verlust erlitt die Woldegker Mühlengruppe, als die sog. “Kreienbringsche Mühle” (s. Lageplan Nr.6), ein stattlicher Turmholländer mit doppelter Windrose an der Friedländer Chaussee, im Kriegsjahr 1945 einen Bombentreffer erhielt und bis auf die Ringmauern ausbrannte. Von nun an waren es noch fünf Windmühlen, die bis heute das Stadtbild Woldegk´s prägen und deren Ruf als die Stadt Deutschlands mit dem größten Bestand traditioneller Windmühlen begründen. Ihre Mahlgänge wurden allerdings z.T. schon während der Kriegsjahre 1942 / 43 stillgelegt und mit dem Betriebsende der Ehlertschen Mühle im Jahre 1970 erlosch das Müllerhandwerk in Woldegk endgültig. - Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zu 70 % zerstört. Es grenzt geradezu an ein Wunder, dass Woldegk´s Mühlen bis auf die “Kreienbrinksche” weitgehend davon verschont blieben und damit ein Glanzstück deutscher Mühlenkultur erhalten blieb.
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