Die Legende vom Müller von Sanssouci
- Ein anschauliches Kapitel friderizianischer Rechtsprechung -
 

Eines Tages ist Friedrich II. das ewige Geklapper der nahe Sanssouci gelegenen Windmühle so unerträglich geworden, dass er den Müller Grävenitz aufforderte, ihm seine Mühle zu verkaufen. Für den Kauferlös könne er dann an anderer Stelle eine neue Mühle errichten. Als sich der trotzige Müller weigerte, den durch Erbpacht gesicherten Mühlenstandort zu verlassen, soll der König mit den Worten gedroht haben:

Doch Grävenitz ließ sich nicht verunsichern
und entgegnete Friedrich II. unerschrocken:

Legenden entstehen gewöhnlich aus einer Vermischung von Wirklichkeit und Phantasie. Und später, wenn schon längst neue Wirklichkeiten das Leben der Menschen bestimmen, ist kaum zu unterscheiden, was an einer Legende der wahre Kern gewesen ist und was aus welchem Zweck auch immer hinzu gedichtet worden ist.
So verhält es sich auch mit der berühmten Legende des Müllers von Sanssouci. Mit einer kleinen Einschränkung allerdings: In unserer Legende scheint die Wirklichkeit der Phantasie vollständig das Zepter übergeben zu haben. Doch erzählen wir der Reihe nach.
Erstmals gelangte die Legende im Jahre 1787 an die Öffentlichkeit. Und zwar nicht in deutscher Sprache, sondern in einer anonym herausgegebenen französischen Friedrich-Biografie unter dem Titel “Vie de Frederic”. Der Große Friedrich hätte bereits an dieser Tatsache sein Vergnügen gefunden. Der Philosoph von Sanssouci fühlte sich nämlich im Französischen so ganz und gar zu Hause, während er mit dem Deutschen eher auf Kriegsfuß stand. Schon damals lag Paris näher an Potsdam, als manche annehmen. So fand die Legende vom Müller von Sanssouci schon ein Jahr später als deutsche Fassung des Ritters von Zimmermann zum Ursprung ihrer Handlung, zum Potsdamer Hof, zurück.
 

zurück                                                               weiter

Der KleiekotzerEin Magazin des Mühlenförderverein Lüneburg e.V.