Mühlenkultur in Holland |
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Was haben Windmühlen mit Kultur zu tun? Zur Zeit der Mühlenschwemme in Zaandam hat niemand an Kultur gedacht. Mühlen waren Energielieferanten, und die wetterharten Müller, wie wir sie auf alten Fotografien sehen, haben für wenig Lohn einen schweren Arbeitstag gehabt mit einem strengen Reglement ihrer Pflichten und mit wenig Rechten. Was macht die Mühlen trotzdem zum Kulturgut? Waren die Mühlenbilder um 1500, wie sie Hieronymus Bosch und Pieter Brueghel d. Ä. geschaffen haben, noch mystische Darstellungen als Symbole des Todes, der Hoffnung oder des Lasters, so hatte sich die künstlerische Darstellung bereits um 1550 zur realistischen Mühlenlandschaft gewandelt. Jan Brueghel d. Ä. gehört um 1600 zu den bekanntesten Mühlendarstellern. Rembrandt, Sohn eines Müllers und einer der größten niederländischen Maler, hat in seinen Radierungen ebenfalls das Mühlenmotiv festgehalten. Einer der bekanntesten Bilder ist die Windmühle von Wijk bei Duurstede, entstanden um 1670, von Jacob von Ruisdal. Obwohl auch in den folgenden Jahrzehnten Mühlenbilder geschaffen wurden, endete mit dem goldenen Jahrhundert Hollands die große Zeit der niederländischen Mühlenmalerei. Mühlen waren in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wertlos geworden. Kolbenmotoren und Elektrizität haben diese Zeugen einer vergangenen Epoche überflüssig gemacht. Auch in Holland begann das große Mühlensterben; so wurden noch 1927 in Schermer im Herzen Hollands nach der Elektrifizierung 40 Poldermühlen beseitigt. Dieser Verlust am kulturellen Erbe hat dazu geführt, daß bereits 1923 eine Gruppe von Mühlenfreunden die Vereinigung „De Hoilandsche Molen“ gründete, um dem weiteren Mühlensterben Einhalt zu gebieten. (In Deutschland wurde eine vergleichbare Vereinigung erst 1956 gegründet.) Diese Vereinigung hat sich der Mühlenerhaltung nicht nur im Sinne der reinen Denkmalpflege - wie in Deutschland leider oftmals üblich - gewidmet, sondern den begrüßenswerten Versuch unternommen, Mühlen als lebendige Anlagen zu erhalten. So wurde bereits 1924 eine Ausschreibung zur Verbesserung der Strömungstechnik am Flügelkreuz herausgegeben, um die Wirtschaftlichkeit der Mühlen zu verbessern. Welche Erfolge Holland auf diesem Gebiet erzielt hat, wurde bereits geschildert. Seit 1972 erfolgt durch die Vereinigung „De Hollandsche Molen“ eine Ausbildung zum „vrijwillige molenaar“, die nicht als Feierabendbeschäftigung verstanden werden kann, sondern eine harte Mitarbeit der angehenden „Müller“ in Theorie und Praxis erfordert, gekrönt von einer den ganzen Einsatz verlangenden Abschlussprüfung. Diese Ausbildung ermöglicht die fachkundige Wartung und das Betreiben der anvertrauten Mühle. Mühlen haben nicht nur Maler und Schriftsteller inspiriert, sonden auch nüchterne Techniker. Neben einer Vielzahl prächtiger Bildbände, wie wiir sie in gleicher Qualität auch in Deutschland finden, sind in Holland diverse Fachbücher erschienen, denen in anderen Sprachen kaum etwas Gleichwertiges gegenübergestellt werden kann. “Molenbouw”, “Molenwielen” und “Molenmap” von Anton Sipmann oder “Wieksystemen” von G.J. Pouw, sowie viele andere Bücher dokumentieren mit einer Fülle technischer Zeichnungen die gesamte holländische Mühlenbaukunst mit detaillierter Darstellung der landschaftsbezogenen Eigenheiten. Kein anderes verfügt über eine derartig präsise Dokumentation des eigenen Mühlenbestandes. Sollte der Leser nach diesem Streifzug durch holländische Mühlenkultur an weiteren Details interessiert sein, sei ihm diese moderne Literatur wärmstens empfohlen. ENDE |
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Der Kleiekotzer - Ein Magazin des Mühlenförderverein Lüneburg e.V. |