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In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in der Provinz Brandenburg noch mehr als 5.000 Mühlen. Der Archivbestand weist heute noch 900 belegbare Mühlenstandorte in der Region zwischen Prignitz und Niederlausitz aus. Die Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. hat gemeinsam mit dem Verlag Edition Terra zum “Tag des offenen Denkmals” am 11.9.05 eine Mühlenkarte heraus gebracht, die 119 ausgewählte Standorte vorstellt. Interessierte Mühlentouristen sollen auf die einst reichhaltige Mühlenlandschaft dieser Region hingewiesen und zum Besuch noch vorhandener Zeugen angeregt werden. Auf einer großformatigen Landkarte erscheinen die Standorte mit Symbolen, die die unterschiedlichen Mühlentypen kennzeichnen, in Begleittexten nebst Kontaktdaten werden die Standorte und deren Zugänglichkeit beschrieben. Informative Erläuterun- gen vermitteln dem Leser in Text und Bild Wissens- wertes zu den verschiedenen Sachthemen des Mühlenwesens wie Typologie und Konstruktion, Getreidevermahlung, Mülleralltag, Mühlen in Literatur und Volkslied. Als besonders interessant werden 16 Mühlenstand- orte empfohlen, darunter der Neubau einer Bock- windmühle in Berlin / Alt Marzahn, die bekannte Straupitzer Dreifach-Mühle (Öl-, Säge- und Getreidemühle), die berühmte Mühle von Sanssouci und als mühlentechnisches Novum die Scheunen- windmühle in Saalow, bei der durch Öffnen der Scheunentore ein “Luftdurchzug” (!) entsteht, der ein Windrad in Drehung versetzt und damit über ein Kammrad die Mahlgeräte antreibt. Als ein in deutschen Mühlenregionen sehr seltenes und deshalb überfälliges Angebot wird dem Mühlentouristen auch die Möglichkeit offeriert, mit dem Besuch der beiden Industriemühlen in Müllrose und Bensdorf neuzeitliche Produktionsmethoden und damit die Entwicklungsschritte von historischer zu moderner Betriebsweise zu erleben.
Ein gelungenes Kartenwerk, das einen markanten Beitrag zur Popularisierung der Mühlen in der Landschaft zwischen Prignitz und Niederlausitz erwarten lässt und deshalb dem Mühlenfreund wärmstens empfohlen sei.
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