Die technische Entwicklung der Klostermühle Lahde als |
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b. Müllerei auf Walzenstühlen als Rückschüttmühle Beim Walzenstuhl wird das Mahlgut zwischen zwei sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit drehenden Walzen zerkleinert. Im Plansichter mit 6 - 12 Sieben übereinander wird das Zerkleinerungsprodukt in verschiedene Körnungen, der Müller spricht von Schroten, Griesen, Dunsten und Mehl zerlegt. Die groben Bestandteile wie Schrote und Griese werden wiederum zerkleinert und gesiebt. Je nach Mehltype und maschineller Einrichtung können aus 100 Kg Getreide 70-90 Kg Mehl gewonnen werden. Der Rest sind Schalenteile, als Kleie bezeichnet. Die Schrote und Griese müssen daher im diskontinuierlichen Betrieb den gleichen Vermahlungsmaschinen nochmals zugeführt werden. Eine solche Mühle bezeichnet man als Rückschüttmühle. Um die abgesiebten Produkte bis zur Beendigung des ersten Durchgangs zwischenlagern zu können, sind über den Walzenstühlen durch einen Schieber abgesperrte Trichter angeordnet, so dass nach den ersten vier Durchläufen nach öffnen der Schieber vier weitere Durchgänge möglich sind. Dieser Vorgang kann gegebenenfalls nochmals wiederholt werden. Verfügt eine Mühle über so viel Walzenstühle und Sichter, dass jedem Zwischenprodukt eine individuelle Maschine zugeordnet werden kann, so spricht der Müller von einer Durchlaufmühle. In den Jahren 1952/53 war neben der Mehlmüllerei in allen ländlichen Mühle die Futterschroterzeugung ein weiteres Standbein. Hierfür wurde in der Lahder Mühle ein neuer Schrotgang - ähnlich der ursprünglichen Technik - jedoch mit Ölbadgetriebe installiert, der auch vom Wasserrad angetrieben wurde. Beiliegendes Diagramm zeigt den Verfahrensablauf nach Installation der neuen Handelsmühle. Jede Mühle setzt sich zusammen aus: Im Zuge des Mühlenumbaues verschwand die ehemalige Durchfahrt, die Mühle wurde voll unterkellert und der Walzenstuhlboden in Rampenhöhe installiert. Von einer kombinierten Wind-Wassermühle konnte man allerdings schon seit ca 1930 nicht mehr sprechen. Die Flügel hatten zu dieser Zeit ausgedient und nur die Wasserkraft wurde zum Antrieb der Gänge und später der Walzenstühle genutzt. Die übrigen Maschinen waren mit elektrischem Einzelantrieb ausgerüstet. Technisch war die Mühle dem wirtschaftlichen Wandel gefolgt, infolge der fehlenden Flügel jedoch ihrer ortsbildprägenden Schönheit beraubt. Trotz Mühlengesetz war die Leistung auf ca. 7 to/Tag gestiegen. und betrug verglichen mit anderen auf Handelsmüllerei umgestellten Betrieben wie in Bierde, Eickhorst oder Dützen mehr als das 3-fache. Es wurden ca. 807 to Roggen und 207 to Weizen vermahlen. Beiliegende Zeichnungen nach Montageplänen der Firma Baumgarten zeigen die damalige Einrichtung. Im Jahre 1955 verschwand das letzte nostalgische Wahrzeichen dieses fortschrittlichen Betriebes, das Wasserrad wurde durch eine Turbine der Firma Maier/Brakwede ersetzt, die seit 1960 primär zur Stromerzeugung für Eigenbedarf im Inselbetrieb Verwendung findet. Der Walzenstuhlantrieb ist zwar immer noch über die Turbine möglich, erfolgt jedoch meist über E-Motor, um den erzeugten Strom primär für private Heizungszwecke zu nutzen. Bei der Schaffenskraft von Karl Meyer war die Klostermühle wie wir sehen werden im Jahre 1962 jedoch keineswegs gestorben. Als zusätzliches Standbein, mit der Nahrungsmittelerzeugung wieder näher verwandt, wurde im Jahre 1990 eine Dinkelschälanlage installiert. Dinkel, eine dem Weizen verwandte Getreideart, ist von Spelzen eingehüllt, die vor der Verwertung des Dinkels entfernt werden müssen. Neben den üblichen Reinigungsmaschinen, die nach dem Prinzip des Siebens und Sichtens arbeiten, ist ein zusätzlicher Schäler erforderlich in dem die Spelzen vom Korn gelockert werden. Auf einem nachfolgenden Schwingtisch werden die von den Spelzen befreiten Körner von leichteren Bestandteilen bzw. noch nicht enthülsten Körnern nach dem spez. Gewicht getrennt. Die Klostermühle hat somit nicht nur familiengeschichtlich, sondern auch technisch eine wechselvolle Geschichte erlebt. Seit 1982 wieder mit Flügeln und seit 1991 auch mit einer neuen Kappe ausgerüstet, bietet sie dem Besucher ein besonders interessantes Bild deutscher Mühlengeschichte. Quellenangabe: Bildnachweis: Abb. 1 - Foto H. Thiemann |
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