Vorwort zur Ausstellung von Museumsleiter Werner Hinsch und Stadtarchivar Dr. William Boehart
Mühlen gelten als die ältesten Maschinen der Menschheit. Mit der Sesshaftwerdung und dem Beginn der Landwirtschaft entstanden die ersten von Muskelkraft betriebenen Mahlsteine, um aus Getreide das wertvolle Mehl herzustellen. Erst viel später lernte der Mensch die Energie in Wasser und Wind zu zähmen. In der Antike folgten im Mittelmeerraum die ersten Wassermühlen, im Mittelalter kamen die Windmühlen hinzu. Ein besonderes Kapitel bildet die Entwicklung der Schiffsmühle. Sie gehörten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zum Landschaftsbild der Flüsse Europas — auch der Elbe.
Mit der deutschen Ostbesiedlung im hohen Mittelalter entstanden die ersten Wassermühlen entlang der Bille und der Delvenau. Die Palmmühle in Lauenburg gehört zu diesen ersten Mühlenstandorten in der Region. Im Kreisgebiet gab es im Lauf der Jahrhunderte neben den Getreidemühlen auch Walk-, Lohgerber-, Papier-, Pulver- und Kupfermühlen. Für das südliche Kreisgebiet sind 26 Standorte für Wasser- und Windmühlen nachweisbar. Dabei nimmt insbesondere die Stadt Lauenburg/E. mit drei Windmühlen und der historischen Palmmühle eine ganz besondere Stellung in der Mühlengeschichte ein.
Ihre Blütezeit erlebte die Mühlenkultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als zahlreiche Holländer-Mühlen die Städte und Dörfer in der Region prägten. Die wenigen verbliebenen Mühlen wirken heute wie romantische Überreste einer vergangenen Epoche. In Wahrheit waren es knallharte Wirtschaftsbetriebe, die der Menschheit über Jahrhunderte Energie lieferten.
Unsere Ausstellung zeigt mit Hilfe von Fotos, Bauzeichnungen, Skizzen, Karten und Texten sowie Modellen die bewegte Mühlengeschichte entlang — und mit Schiffsmühlen in — der Elbe. Mühlenstandorte werden mit Texten und Fotos nachgewiesen, Mühlenlegenden erzählt, ein Kurzfilm über die Arbeit in einer Mühle gezeigt, Arbeitsgegenstände des Mühlenalltags präsentiert und die Perspektiven der Windenergie heute erläutert. Modelle von Schiffsmühlen sowie einer Bockmühle und einer Holländer-Galeriemühle runden die Schau ab.
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