Die Artlenburger Windmühle

von Dieter Schaubs und Hans-Jürgen Brügmann

Nach der Neuordnung Europas im Jahre 1815 ging die Region um die Artlenburger Elbmarsch an das Königreich Hannover über. Mit Unterstützung der ansässigen Bauern waren mehrere Eingaben beim König von Hannover notwendig mit dem Ziel, den bestehenden Mühlenzwang aufzuheben und für den Müller Carl Brügmann die Genehmigung zum Bau einer Getreidemühle in Artlenburg zu erstreiten.
Dies gelang schließlich, so dass im Jahre 1833 die Windmühle in Betrieb genommen werden konnte. Diese Mühle wurde jedoch im Jahre 1889 durch ein Feuer zerstört. Durch das "Heißlaufen" der Bremsen während eines Sturms war die Mühle in Brand geraten.
Am selben Ort wurde das jetzige Mühlengebäude vom Typ "Galerie-Holländer" errichtet. Hierfür wurden in Laßrönne Teile einer stillgelegten Wasserschöpfmühle demontiert und beim Bau der neuen Windmühle verwendet. Diese Windmühle wurde bis zum Jahre 1954 von August Brügmann, dem Urenkel des Mühlenerbauers, mit Wind betrieben, in den letzten Jahren nur noch mit zwei Flügeln (!).
In den Jahren 1972 - 1984 wurde die Windmühle zum ersten Mal aufgrund einer Initiative des Landkreises Lüneburg restauriert. Sie bekam ein neues Flügelkreuz mit Windrose; allerdings ohne Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit. Einige Jahre danach wurde nach einem Sturm ein neues Dach aus Eternitschindeln notwendig.
Ein schwerer Orkan im Herbst 1992 zerstörte das inzwischen morsch gewordene Flügelkreuz. Die Mühle, schon zwischen den beiden Weltkriegen mit Anthrazitkohle-Sauggasmotor und später mit Drehstrom ausgestattet, wurde bis 1993 (letzte Mahlpost im Juli 1993) vom jetzigen Besitzer, Müllermeister Hans-Jürgen Brügmann, betrieben, nachdem der Landhandel als Hauptbetriebszweig schon zum 31.12.1991 eingestellt worden war. Inzwischen hatte sich der vor Jahren als Nebenerwerb aufgebaute Fuhrbetrieb zum Haupterwerb entwickelt.
Die Windmühle, früher ein stolzes Wahrzeichen Artlenburgs, schien nach der Stilllegung weiter zu verfallen und bot aufgrund seiner exponierten Lage direkt an der Alten Salzstraße einen trostlosen Anblick. Um den weiteren Verfall zu verhindern, wurden im September 1993 Gespräche mit dem damaligen Oberkreisdirektor Dr. Allerdissen, dem Samtgemeindedirektor Harald Heuer, Frau Petersen als Bürgermeisterin des Fleckens Artlenburg und Mühlenbaumeister Pätzmann im Hause der Familie Brügmann geführt. Wegen der hohen Kosten erschien eine Restaurierung der Mühle zunächst nicht realisierbar.
Es musste ein Weg gefunden werden, die Artlenburger Mühle zu retten. Ein Jahr nach der Gründung des Mühlenfördervereins Lüneburg e.V. wurde auf Initiative des Vorsitzenden Andreas Engel sowie der Herren Harneit und Thiemann zu diesem Zweck am 13.05.1996 im Gasthaus Nienau in Artlenburg eine Versammlung einberufen, auf der sich schließlich 16 Mühlenfreunde zusammenfanden, die bereit waren, einen Windmühlenverein zu gründen, um die Windmühle vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Auf dieser Versammlung wurde die Gründung eines Windmühlenvereins beschlossen.
Es wurde eine Vereinssatzung erarbeitet, die die Erhaltung und Wiederherstellung des historischen Erscheinungsbildes der Artlenburger Windmühle zum Vereinszweck machte. Es wurde ein aus 6 Mitgliedern bestehender Vorstand unter dem Vorsitz von Rolf Twesten gewählt. Die Satzung und das Gründungsprotokoll wurde am 30.09.1996 beim Amtsgericht Lüneburg als Windmühlenverein Artlenburg e.V. eingetragen.
Als eingetragener Verein war der Mühlenverein jetzt in der Lage, die Restaurierung der Mühle auszuschreiben und Fördermittel zu beantragen. Zunächst war noch ein Nutzungsvertrag zwischen dem Mühlenbesitzer und dem Windmühlenverein auszuarbeiten. Ein solcher Vertrag wurde am 13.07.1998 endgültig abgeschlossen und notariell beglaubigt. Er läuft zunächst für 25 Jahre und erlaubt es dem Mühlenverein das Mühlengelände für Vereinszwecke zu nutzen.
Mit der Restaurierung des Mühlenkopfes, der Erneuerung der Windmühlenflügel bis zur vollen Funktionsfähigkeit (Jalousieflügel mit doppelter Windrose) sowie der Galerie wurde Mühlenbaumeister Pätzmann aus Winsen beauftragt. Die Kosten der Restaurierungsarbeiten wurden wie folgt finanziert:

Die restaurierte Windmühle wurde am Erntedanktag 1999 festlich eingeweiht.
An dieser Stelle soll der Dank an die Initiatoren, Mitwirkenden und Förderer der Restaurierung.smaßnahme zum Ausdruck gebracht werden, deren Einsatz dies erst möglich machte. Besonderer Dank gilt dem Vereinsvorsitzenden Rolf Twesten für seinen tatkräftigen Einsatz bei der Realisierung dieser Maßnahme. Heute trägt die Artlenburger Windmühle als Zeugnis eines traditionsreichen Handwerks wieder zur Verschönerung des Landschaftsbildes in der Elbmarsch bei.

Dem Windmühlenverein Artlenburg e.V. gehörten im Juli 2001 133 Mitglieder an

Vereinsveranstaltungen:

Windmühlenfest - jährlich am Erntedanktag
Tag der offenen Mühle am Deutschen Mühlentag - jährlich am Pfingstmontag
Präsentation des Vereins auf der Gewerbeschau - jährlich
des Artlenburger Herbstmarktes
Mühlenführungen in Kooperation mit der - nach Terminabsprache
Fahrgastschifffahrt und Busunternehmen